Geschichten die das Leben schreibt                     

 

Wenn Sternschnuppenwünsche wahr werden

(Eine Geschichte von And Ard, Teil 1 v. 14.08.2014)

Wo das Feuer beginnt
und das Eis nicht jenes ist,
was man erwartet,
dort beginnt wohl der
Traum vom Morgen.“

(And Ard   14.08.2014)

Der blutrote Himmel war kaum zu betrachten, doch die Nacht war wunderschön. Denn heute war die Sternschnuppen-Nacht und ich hoffte auch welche zu sehen. Als Kind hab ich schon mal unter einem Baum gesessen und hab gespannt den Himmel betrachtet. Doch damals zogen Wolken auf, dieser Wind war plötzlich überall.


foto von dpa/DPA

An diesem Abend war ich ohne Jacke unterwegs, es wurde so frisch dass ich gewünscht hätte ne Wolldecke um die Schultern zu tragen - doch es war nun mal wie es war.
Schnellen Fußes auf dem Weg nach Hause hörte ich nur dieses dumpfe Geräusch. Ich wusste sofort was es war. Doch drehte ich mich nicht um wie gewöhnlich, sondern ging einfach weiter. Das Geräusch kam immer näher und auch das Gefühl von Freiheit.
Die Arme auszustrecken, wie auf der Titanic und nicht darüber nachzudenken, was der Morgen bringen würde. Frei wie Vögel es sind kurz vor dem Eintauchen ins Wasser - der Fall und zu wissen doch nicht zu fallen! Das können nur jene verstehen, die es gespürt haben - genau wissen wovon ich schreibe. Ein Gefühl das man hat - oder nicht.
An diesem Abend sah ich keine Sternschnuppen, doch der Wunsch den ich im Kopf hatte, war nicht mehr zu verdrängen. Der Weg war nicht so weit und ich fast am Ziel, da rauschte dieses Ungetüm an mir vorbei und mein Kopf war wie gebannt davon. Wie eine leise Musik, die man nicht abstellen kann,  ja nicht mal erklären könnte.

Und auch die passenden Typen, von denen man hörte, waren wie Schnuppen. Keiner wie der andere und sicher würde mich eines Tages eine finden, vielleicht auf mich fallen, ohne dass ich es merken würde.
Ja bestimmt würde ich Gefahr laufen mich zu verbrennen. Doch ist es nicht am Ende genau dass, was den Sinn des Lebens ausmacht?
„Also Lady, ab ins Bett und morgen sehen wir dann weiter“, sagte ich so bei mir.
Doch selbst im Traum konnte ich nicht wirklich zur Ruhe kommen. Immer wieder diese Bilder, Stimmen die Du hörst, aber nicht erklären kannst. Gesichter die Du nicht kennst und doch so vertraut wirken. Du schweißgebadet aufwachst ohne zu wissen wieso? Ja so eine Sternschnuppen-Nacht kann ganze Welten verändern, wenn Du sie denn sehen willst!

Der nächste Morgen hatte begonnen, nach einer sehr seltsamen Nacht. Zu viele Gedanken. Der Wind der durch das Fenster krabbelte und man deshalb die Decke bis zum Hals zog und dennoch fror.
Eigentlich wollte ich ausschlafen, doch wie es so ist wenn man sich was vornimmt, es kommt immer anders.Es ist erst sieben Uhr, noch voll verpennt schob ich mich aus dem kuscheligen Deckenhaufen in die Küche um wie jeden Morgen ne Tasse Kaffee zu machen.
Falls man das überhaupt als Kaffee bezeichnen konnte? Es war so eine lösliche Sorte, die nicht mal wirklich schmeckte. Aber man sagt ja immer der Glaube versetzt Berge. In diesem Fall war es wohl der Glaube das Zeug könnte mich wach machen.
Ich starrte auf den Topf bis das Wasser kochte, hatte immer noch die Stern­schnuppen-Nacht im Kopf und das dröhnen dieses Ungetüms.Nur ein kurzer Moment hatte gereicht um diese Augen nicht mehr zu vergessen, sicher könnte man behaupten dass ich noch schlafen würde, doch da wäre wieder der Glaube an die braune Brühe.
Die Zeit verflog, ich musste mich echt beeilen, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.

Auch wenn ich nicht wirklich Lust hatte auf den ganzen Stress und die wilden Geschichten der Leute, wo man wusste, dass die Hälfte nur aus jammern und sich größer machen bestehen würde.

Oder solchen, die so ganz in Ihrer Welt lebten ohne mal die Gedanken an so Dinge zu verschwenden, dass es neben der Farbe Weiß und Schwarz auch noch Bunt gibt oder geben sollte. Wo essen das Leben bestimmt und der Mann das perfekte Gegenstück ist. Vielleicht war ich auch ein wenig neidisch, weil bisher für mich der Richtige noch nicht dabei war.
Ja, diese Erkenntnis ist sicher keine schöne und man sollte nicht so denken.
Doch in gewissen Stunden, wenn der Tag mal wieder zur Nacht wurde, wäre es einfach schön gewesen zu wissen, dass da jemand ist, der auf Dich wartet.
Der Dir ne süße SMS schreiben würde und dir sagt:
„Hey schöne Frau, es dauert nicht mehr lange und Du hast es geschafft. Ich lass Dir schon mal ein Bad ein.“ Und Du spürst so ein unbändiges Verlangen nach Hause zu hasten, nur um in seiner Nähe zu sein. Mit diesem Gedanken, kehrte ich zurück zur Arbeit, ein kleines Lächeln lag auf meinen Lippen und der Neidanflug war vorüber. Nur noch eine halbe Stunde, dann war Schluss für heut.
Kurz nach sechs, verließ ich dann den Laden. Die Sonne war noch sehr angenehm und ich beschloss mich einfach unter einen Baum zu setzen.
Einfach den Duft der Natur etwas einzufangen oder mit den Wolkengebilden mitzu­fliegen.

Ich schloss meine Augen, ganz vertieft in die Stille war es wieder da, dieses Donnern.
Es kam immer näher. Plötzlich nichts mehr. Der Baum unter dem ich saß, war sehr dick also musste ich mich aufrichten um genauer sehen zu können. Eine dunkle Maschine, nicht sehr auffällig aber doch beeindruckend genug um darüber nachzudenken, sie genauer zu betrachten.

Foto einer HarleyEs war niemand zu sehen, also ging ich einfach rüber, kramte mein Handy raus und wollte gerade ein Bild machen, bis jemand hinter mir mit klarer Stimme sagte: „Ich denke nicht dass Du einfach so mein Baby ablichten darfst.“
Mann hab ich mich erschrocken und der Klang der Stimme war besonders, ja leicht betörend könnte man sagen. Und bevor ich mich umdrehte, hätte ich schwören können, dass man mit dieser Stimme Verkäufer sein könnte oder doch Telefonsex betreiben würde?
Aber diese Erscheinung ließ zweites ausschließen, keine Ahnung was er beruflich machen könnte, es war auch nicht so wichtig. Also fragte ich: „Ach und was muss ich tun um dein Bike doch zu knipsen?“

Er schaute mich nur an, lächelte ein wenig, setzte sich auf sein Baby und nickte mit dem Kopf, so als würde er sagen „steig auf“. Sicher haben meine Augen die Frage schon gestellt und er sagte nur: „Ja warum denn nicht, es ist ein schöner Abend und ich beiße sicher nicht.“
Kurz schaute ich mich um, war das nur ein Scherz, oder träumte ich gerade? Doch das Anlassen des Motors ließ mich wissen, dass ich wach war. Das Donnern kannte ich ja schon und diese Augen auch, hatte es nur verdrängt.
Komische Sache dachte ich mir, fand aber den Mut aufzusitzen auf das weiße Ross in Motorradform. Man sagt ja immer, dass ein Mensch in drei Sekunden entscheidet, ob sein Gegenüber für ihn reizvoll sein könnte. In diesem Fall stimmte diese Weisheit auffallend gut.

Meine Hände krallten sich in die Hüfte von diesem Typ, da es eine angenehme Fahrt war konnte man sich sogar unterhalten. „Sag mal wie heißt Du eigentlich“, fragte er mich .. „Ich heiße wie jede zweite Frau hinterm Schreibtisch, Andrea.“ Er lachte ein wenig und meinte: „Ich dachte immer die heißen Frau Müller oder Gabi, aber Deinen hab ich da noch nie gelesen oder gehört.“ „Und wie sieht es mit Dir aus, wie heißt Du?“ „Ich heiße wie jeder zweiter Mann an der Kasse, Chilli.“
Ah ja, dachte ich mir, sehr witzig. Macht DER mich auch noch nach. Die Sonne war schon rötlich angelaufen, während wir da so die Straße entlang fuhren.

Ein kurzer Halt in einem Biergarten direkt am Wasser. Kleine Laternen schmückten die Tische und ein riesiger Grill stand da mit Würstchen drauf. Hmm, dieser Duft machte mir Hunger, denn ich hatte noch nicht soo viel gegessen. Da er anscheinend sehr aufmerksam war, entging ihm nicht mein gieriger Blick auf das Fleisch. Der Kellner kam „Darf ich euch was bringen?“, er blickte Ihn an „ja ich nehme ein Wasser“ der Kellner schaute zu mir „ein Tee bitte“. Er wollte gerade gehen, da sagte Chilli „und zwei Würsten, eine für die Dame und eine für mich“. Das Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen: „Woher wusstest Du das?“
„Ich kann Körpersprache lesen und Deine hat gesagt, ich könnte ein Schwein fressen.“ Wieder musste ich lachen „Ach ja gleich ein ganzes?“, „Nee ich hätte Dir schon die Hälfe weg gegessen, alleine fett werden kann ja jeder.“ Kichern lag in der Luft, es war echt wie verhext, dieser Mann hatte wirklich Humor und das nicht zu knapp, sah auch noch gut aus; das gewisse Etwas eben.

Nach kurzer Zeit lag ein Teil von dem Schwein vor uns. Mann, hatte ich ein Hunger und so stopfte ich es in nur wenigen Minuten in mich rein. „Schlingst Du immer so Würste in dich rein?“ fragte er mit schelmischen lachen. Ich spuckte im fast das Zerkaute entgegen, zog es aber dann doch vor die Wurst schnell runter zu schlucken. „Das kommt ja wohl auf die Wurst an!“ entgegnete ich. Wir schauten uns an und mussten wieder beherzt lachen. Und das nach so einer kurzen Zeit. Ich glaub der Wind hat uns beim Fahren wohl benebelt.
Mittlerweile war es schon 21:00 Uhr. Die Stimme in meinem Kopf schrie mich an: „Du musst heim, morgen wird ein anstrengender Tag!“. Nach einem Schluck Wasser schaute er mich an und sagte: „Du, ich bring dich jetzt zurück. Gibst Du mir deine Nummer, dann melde ich mich morgen, wenn Du magst. Mit einem Leuchten in den Augen sagte ich „ja“.

Wieder am Baum angekommen, war die Verabschiedung recht kurz gehalten und ich schaute ihm noch nach, als er Gas gab. Das Donnern hämmerte noch die ganze Straße entlang, bis er aus meinem Sichtfeld verschwand. Beschwingt und leichten Fußes, war ich nach kurzer Zeit wieder daheim. Die Tür flog hinter mir zu und meine Schuhe an die Seite. Der Gedanke, morgen von ihm zu hören hat mir gefallen und es würde sich zeigen, ob da doch mehr als nur ein schöner Abend war.

Die ganze Nacht hab ich unruhig geschlafen, so ein kribbeln im Bauch, das ich nicht aufhalten kann, umgibt den Morgen. Seit sehr langer Zeit war ich nicht mehr so aufgeregt, doch jeder der mich besser kannte, konnte es mit jedem Satz, mit jedem Zucken meiner Augen und sogar der ganzen Mimik erkennen. Seltsamerweise hab ich Angst vor mir selbst, weiß nicht mal wie ich damit umgehen soll. Ist das wirklich alles real und wie bekomme ich dieses Gefühl aus dem Bauch? Mit jedem Satz, der von ihm im Laufe des Tages kam, irritierte er mich mehr. Die kurzen Voice-Nachrichten in den nächsten Tagen raubten mir den Verstand. Diese Stimme war einfach nur unglaublich, so fesselnd, ich konnte mich diesem Charme nicht entziehen.
Seine selbstbewusste Art, klar zu sagen: „Du bist mir doch eh schon verfallen.“

Für mich stellte sich die Frage, sollte ich wirklich meine so hart antrainierte Mauer einreißen oder doch lieber wieder einen Schritt zurückgehen? Nach so einer langen Zeit alleine, verliert man wohl das Vertrauen, dass etwas gut sein kann. Schließlich hab ich auch schon ne Menge erlebt. Meist sind Männer nur sexuell an mir interessiert, nicht an mir als Mensch. Eine Zeit lang war das auch auch ganz schmeichel­haft, doch irgendwann nervt es dann nur noch. Und warum sollte ausgerechnet Er da anders denken? Nur, was da so von Ihm kam, die Gespräche waren eben so ganz anders.

AndArd  14.08.2014
……….

Fortsetzung ist geplant.